4.-6.
Woche (5.9. - 26.9.)
Sucre
Soo, jetzt sind wir wieder alle in Monteagudo.
Bevor wir vor Samstag vor drei Wochen losgefahren sind, haben wir
nochmal die ganze Wohnung sauber gemacht, dann gepackt und um 19.00
Uhr ging unser Bus nach Sucre.
In der Nacht um 3 Uhr sind wir in Sucre angekommen. Dann war aber
nochmal Zeit zum schlafen.
Beim Frühstück haben wir dann endlich die ganzen anderen
Freiwilligen wieder gesehen. Spontan hat die Mehrheit entschieden
diesen Sonntag nicht nur im Hostel zu gammeln, sondern mit ein paar
anderen Gästen aus dem Hostel eine Wanderung zu 7 Wasserfällen zu
machen. Natürlich hatte keiner Wanderschuhe mit oder überhaupt
festes Schuhwerk, was echt ärgerlich war, desto mehr der Weg
fortschritt. Am Anfang waren es noch ganz normal befestigte Straßen.
Erstmal raus aus Sucre. Als das geschafft war, waren die Wege schon
nicht mehr geteert und irgendwann war es garkein Weg mehr auf dem
normal laufen konnte, sondern eine reine Kletterpartie durch ein
Flussbett voll mit großen Steinen. Das war schon sehr
abendteuerlich. Zwei Wasserfälle haben wir gesehen, aber dann war es
einfach nicht mehr möglich weiter zu klettern. Es war echt
gefährlich! Manche haben sich noch weiter getraut und wir haben
unten gesessen und auf die gewartet. Für die Wanderung waren
eigentlich höchstens vier Stunden angesagt gewesen. Am Ende waren es
sechs oder so. Als die Gruppe wiederkam, die noch einen Wasserfall
weitergeklettert waren hatten sie zwei Leute verloren. Sie sind
nochmal in einer drei Gruppe zurück, um die zu suchen. Dabei ging
eine weitere Person verloren und die anderen wurden auch nicht
gefunden. Und wir warteten und warteten und haben nur besorgt auf die
Uhr geguckt. Es ging langsam auf 18 Uhr zu und ab da wirds hier ganz
schnell dunkel. Wir brauchten bestimmt noch ne Stunden um auf eine
halbwegs befestigte Straße zurück zu kommen. Ein Teil unsere Gruppe
konnte schon früher losgehen, weil Arturo, der Chef vom Hostel, eine
Gruppe abholen konnte. Ich war bei der wartenden Gruppe. Es war eine
echt blöde Situation. Eigentlich wollten wir niemanden einfach
ungewissen Ortes zurück lassen, aber auf der anderen Seite wurde es
bald dunkel und im Dunkeln hätten wir den Weg nie zurück gefunden.
Als der eigentlich Suchtrupp, mit nur noch zwei Leuten zurückkam,
entschieden wir trotzdem zu gehen.
Einer unsere Gruppe mussten dann beim Wasserfall eins weiter unten
feststellen, dass seine Klamotten, die er da zurückgelassen hatte
weil er baden war, gestohlen worden waren. Hose, Schuhe, Socken und
Unterhose waren weg. Dazu kam, dass ihm vorher beim Klettern schon
die Hose gerissen war und er sich eine von jemand anderem leihen
musste. Derjenige durfte dann in Boxershorts durch die Gegend laufen.
Auf dem Weg zurück haben wir dann, ein Glück, die eine verlorene
Person wiedergefunden! Und wir schafften es vor der Dunkelheit auf
einen Weg. Wir waren aber alle so fertig und hatten auch eine paar
Leute dabei, die richtige Kreislaufprobleme hatten (wir waren echt
schlecht vorbereitet: Kein Essen und viel zu wenig zu trinken. Es war
auch noch sehr warm an dem Tag). Also sobald wir ein bisschen
Zivilisation erreichten, baten wir eine Person der dort lebenden mit
Auto, ob sie uns zurückfahren konnten und gaben ihr jeder 10
Bolivianos. Das war wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens, für
diese Person. Normalerweise kostet ein Taxi in Sucre ca. 4 Bolivianos
und in Monteagudo sogar nur zwei.
So kamen wir dann aber recht schnell und völlig fertig, durstig,
hungrig wieder ins Hostel.
Das war ein Tag! Ein wirkliches Abenteuer, wie wir da rumgeklettert
sind ohne Proviant dann auch noch Leute und Klamotten verloren haben
und mit einer fremden Person vom Dorf nach Hause gefahren sind.
Am Montag ging es dann los mit den Sachen weshalb wir eigentlich nach
Sucre gekommen sind: Visaverfahren und Sprachkurs.
Morgens waren wir bei Interpol und haben eine Unterschrift gesetzt-
so viel zu Punkt 1. Nachmittags dann das erste Mal Sprachkurs. Ich
bin im wirklichen Anfängerkurs. Wir haben die ganzen zwei Stunden
nur Verben auf -ar durchkonjugiert. Das war wirklich einfach. Aber da
glaubte ich noch, dass der Kurs eine gute Struktur hätte und wir
bestimmt viel lernen werden.
Viel gelernt haben wir schon, aber am Ende war die Zeit doch sehr
knapp und ich hätte gerne noch ein oder zwei Themen mehr behandelt.
Dabei hatte ich schon drei Wochen Sprachkurs. Die Meisten hatten nur
zwei Wochen. In der letzten Woche in Sucre waren wir nur zu dritt.
Vielleicht hätten wir uns die eine Stunde nur mit -ar Verben sparen
können. Oder wenn wir zwei Studen nur Aufgaben gemacht haben, die
wir auch hätten zuhause machen können.
Wir haben aber trotzdem immer Hausaufgaben aufbekommen. Die waren
meistens ätzend. Aber naja, nur so lernt man´s. Das Problem ist,
ich weiß jetzt wie ich drei verschiedene Vergagenheiten bilde, eine
Zukunft, Gerundium, Subjunktiv im Präsens, Verbindungssätze mache,
Fragen stelle und Verben konjugiere aber ich kann es noch nicht
anwenden und ich höre es auch noch nicht unbedingt, wenn jemand mit
mir spricht. Leider ist mein Wortschatz kaum gewachsen. Ich dachte
sie würde uns noch mehr Vokalbelhausaufgaben geben. Die Vokalbeln
fehlen mir wirklich und Konjunktiv und vielleicht noch Passiv.
In der dritten Woche, hatten wir zweimal beim dem Mann unsere
Spanischlehrerin Unterricht, weil sie krank geworden war. Da haben
wir das erste Mal sowas wie eine Unterhaltung geführt. Das war
eigentlich echt gut. Also bis auf mein Spanisch. Das war nicht gut.
Es dauert sooo lange, bis ich die richtige Form gefunden habe und
dann ist meine Aussprache auch noch so grottig. Das braucht noch
viiiiel Zeit. Ich hoffe und glaube aber auch von anderen Berichten
her, dass es bis Ende des Jahres klappen sollte. Das Ende des Jahres
ist jetzt auch nicht mehr so lange hin.
In Sucre ging es mir aber Heimweh technisch schon besser. Es war so
schön mit all den anderen Freiwilligen. Es war immer jemand da, mit
dem man was machen konnte. Es war so traurig, als wir uns
verabschieden mussten. Normalerweise kommen wir aber einmal im Monat
alle nach Sucre und können uns da wieder sehen. Aber zwei WG´s
fahren nicht nach Sucre sondern nach Santa Cruz. Das heißt die sehen
wir erst zum Zwischenseminar in Sucre im Januar wieder.
Trotzdem ist es bei mir immer ein ständiges Auf und Ab. Morgens ist
es meistens schlechter. Da muss ich ganz viel an zuhause denken und
gegen Abend, v.a. wenn wir nochmal in der Stadt waren oder so, denke
ich immer wie schön es doch hier ist und ich froh bin hier zu sein.
Aber zu der Zeit musste ich auch nicht arbeiten, waschen ( es gibt
hier Wäschereien! Endlich wird meine Wäsche mal richtig sauber und
ich hol mir keinen Krampf im Arm, weil es so anstrengend ist. Aber
immer mit der Angst, dass was eingeht. Hier wird alles auf 100 Grad
gewaschen), putzen, kochen und einkaufen.
Vor allem kochen. Wir werde hier vom Hostel bekocht, was echt lecker
ist und hier gibt es so viel gutes Essen. In Monteagudo gibt es so
wenig, oder wir haben es noch nicht entdeckt.
Gleich gegenüber von unserem Hostel gibt es eine Bäckerei, die sehr
sehr leckere Sachen macht. Wir waren fast jeden Tag hier. Es gibt
auch eine Pizzeria in der wir öfter waren. Hier gibt es auch
wirklich in jeder Straße gefühlt hundert Essensstände und
teilweise riecht es richtig lecker. Aber immer vorsichtig mit
Straßenessen! Und hier gibt es Supermärkte. Das ist so toll. Einer
ist sogar gleich an der nächsten Ecke beim Hostel und es gibt noch
einen richtig großen. Da gibt es manchmal sogar Nutella. Aber viel
zu überteuert, sogar in Euro.
Ich frage mich wirklich, warum Monteagudo keinen Supermarkt hat. Wir
sind das zweitgrößte Dorf von den Freiwilligenunterkünften, hier
leben 20.000 Leuten. Ein Supermarkt wäre toll! Es ist so anstrengend
jede Kleinigkeit woanders kaufen zu müssen...
Es war ganz interessant sich mal mit den anderen Freiwilligen über
die Arbeit auszutauschen. Den Meisten geht es ähnlich. Die Meisten
fühlen sich unnütz und vor allem einige in Krankenhäusern haben
wirklich garnichts zu tun. Auf den Dörfern gibt es eigentlich genug
Ärzte. Nicht mal die haben viel zu tun, weil es garnicht so viele
Patienten gibt. Das ist übrigens einer der Gründe, weshalb meine
Zimmernachbarin Marlene demnächst nach Hause fliegen wird.
Aber auch die anderen, in den Schulen sind relativ unmotiviert. Man
hat einfach nicht das Gefühl, dass man wirklich was tun kann. Wir
sind alle mit dem Gedanken hergekommen irgendwas zu tun und wirklich
zu helfen. Der Gedanke wurde aber eh schon beim Vorbereitugsseminar
zerstört. Wir müssen es einsehen: Wir sind keine Weltveränderer
und können eigentlich nur versuchen die Aufgabe zu absolvieren, die
uns aufgetragen wurde: Englisch unterrichten. Die Frage ist nur wozu?
Sind wir ehrlich: Die wenigsten bis keiner hier wird jemals aus
Bolvien rauskommen, weil es einfach zu teuer ist. Also brauchen sie
auch nie Englisch. Ausser vielleicht in touristischen Gebieten, wie
z.B. auf der Isla del Sol. Natürlich fände ich es trotzdem schön,
wenn sie Englisch könnten, aber hier gibt es auch garnichts wir
pädagogische Methoden. Die Kinder machen kaum Hausaufgaben und wenn
sie was vonn der Tafel abschreiben sollen, schreiben sie es Wort für
Wort oder Buchstabe für Buchstabe ab. Die denken in der Regel
garnicht darüber nach, was da steht und verstehen es demnach auch
nicht. Zuhause gucken sie es sich dann wahrscheinlich auch nicht an.
Das heisst, alles was man ihnen im Unterricht lehrt ist morgen
vergessen. Und wenn sie dieses Jahr was lernen, ist es nächstes Jahr
bestimmt auch wieder weg. Vor allem warum soll ich einer Klasse
Englisch beibringen, wenn sie noch nicht mal richtig Spanisch können.
Ich würde sagen das hat mehr Vorrang. Aber ich habe das Gefühl in
Mathe sind sie echt fit.
Ich werde jetzt mal schauen, ob ich vielleicht doch mal ein paar
pädagogische Methoden in der Schule anwenden kann, die ich selbst
erfahren durfte und mir überlgen, was ich den Kindern beibringen
möchte. Lehrpläne gibt´s hier auch nicht. Keine Ahnung, was ich
ihnne beibringen soll und was sie bis zum Ende des Jahres können
sollten. Es geht wahrscheinlich eh nur dadrum, dass sie überhaupt
mal damit in Kontakt kommen. Dabei glaube ich, wäre es auch sehr
wichtig ihnen etwas über den Rest der Welt zu erzählen. Europa
liegt nämlich nicht in Südamerika und Deutschland ist auch kein
Nachbarland von Bolivien.
Letztendlich sind wir Freiwilligen aber wahrscheinlich nicht für die
anderen hier sondern für uns. Wir werden viel lernen und Erfahrungen
mitnehemen. Aber was können wir geben? Ich hoffe, und habe es auch
so gehört, dass man erst gegen Ende des Jahres also so Februar,
März, April, Mai Resultate sieht und dann besteht vielleicht auch
die Möglichkeit mit eigenen Projekten nochmal was zu reißen. Das
erste halbe Jahr, ist mehr für uns. Um uns einzugewöhnen und alles
kennen zu lernen.
So hat es auch eine Vorgängerin berichtet, die zufälligerweise auch
in den drei Wochen in Sucre war und mal ein wichtiges Gespräch mit
uns führen sollte genua wegen solcher negativer Gedanken wie im
oberen Teil beschrieben. Also ich werde mir mal einen Plan überlegen
und mal sehen, wie es dann in der Schule wird auch mit den
Sprachkurskenntnissen.
Am Samstag war ein großes Fest in Sucre: Fiesta de Virgen de la
Guadalupe
Es gab einen großen Festumzug mit ganz vielen Gruppen, die
mindestens 7 Stunden lang durch die Stadt getanzt sind. Es waren
wirklich sehr sehr schöne Kostüme dabei.
Einige unsere Freiwilligen haben auch mitgetanzt. Ich hatte keine
Lust, aber es anzusehen war auf jeden Fall auch sehr schön.
Ich habe mir meine erstren Alpaka-Sachen gekauft die erste Woche
hier. Einen Pulli, Socken, eine Hülle für meinen kindl und einen
Schal. Aber ich will noch so viel mehr kaufen. Die haben so schöne
Sachen da!
Die Woche drauf am Freitag hatten wir dann endlich unser Visum.
Nachdem wir ein paar Tage illegal im Land waren, weil unser
Touristenvisum nach 30 Tagen abgelaufen war und vorher irgendwie
nichts geklappt hat. Aber jetzt ist alles gut.
Wir mussten nur noch den bolivianischen Ausweis beantragen. Das hat
uns mal wieder 5 Stunden warten bei irgendeiner Behörde gekostet,
aber jetzt ist alles durch.
Die letzte Woche war es dann sehr ruhig, weil kaum noch jemand da
war. Marlene und ich haben tolles Restaurant entdeckt, das sehr
europäisch angehaucht und touristisch war- da haben wir uns gleich
wohlgefühlt! Wir waren ganze drei mal da diese Woche. Aber es war
auch sehr sehr lecker da! Also fall jemand mal dahin kommen sollte:
Das Metro Café direkt an der Plaza. Am besten sind die Fruchtshakes
mit Kräutern. Ich hatte einen mit Erdbeer und habe mich sofort
gefühlt, wie im Gartenlokal, wo ich gearbeitet habe.
Sonst haben wir noch viel mit den IJFDlern, die in dem Hostel in
Sucre leben, Bohnanza gespielt. Irgendwie war ich froh, dann endlich
fahren zu können, als der Sprachkurs zu Ende war. Aber andererseits
müssen wir jetzt wieder das ganze Haushaltszeug machen (alleine
leben und erwachsen sein stinkt) und ich bin mal gespannt wie es mit
der Arbeit wird. Ich hab echt ein bisschen Phobie jetzt dahin zu
gehen... Aber erstmal haben wir noch ein Wochenende in Monteagudo.
In Bolivien kannst du erste Erfahrungen sammeln, wie man die Welt verändert. Und dann im richtigen Leben anwenden. Der Link funktioniert nicht. Oder muss man sich dort anmelden ??
AntwortenLöschen