Sonntag, 27. September 2015

4.-6. Woche (5.9. - 26.9.)

Sucre

Soo, jetzt sind wir wieder alle in Monteagudo.
Bevor wir vor Samstag vor drei Wochen losgefahren sind, haben wir nochmal die ganze Wohnung sauber gemacht, dann gepackt und um 19.00 Uhr ging unser Bus nach Sucre.
In der Nacht um 3 Uhr sind wir in Sucre angekommen. Dann war aber nochmal Zeit zum schlafen.
Beim Frühstück haben wir dann endlich die ganzen anderen Freiwilligen wieder gesehen. Spontan hat die Mehrheit entschieden diesen Sonntag nicht nur im Hostel zu gammeln, sondern mit ein paar anderen Gästen aus dem Hostel eine Wanderung zu 7 Wasserfällen zu machen. Natürlich hatte keiner Wanderschuhe mit oder überhaupt festes Schuhwerk, was echt ärgerlich war, desto mehr der Weg fortschritt. Am Anfang waren es noch ganz normal befestigte Straßen. Erstmal raus aus Sucre. Als das geschafft war, waren die Wege schon nicht mehr geteert und irgendwann war es garkein Weg mehr auf dem normal laufen konnte, sondern eine reine Kletterpartie durch ein Flussbett voll mit großen Steinen. Das war schon sehr abendteuerlich. Zwei Wasserfälle haben wir gesehen, aber dann war es einfach nicht mehr möglich weiter zu klettern. Es war echt gefährlich! Manche haben sich noch weiter getraut und wir haben unten gesessen und auf die gewartet. Für die Wanderung waren eigentlich höchstens vier Stunden angesagt gewesen. Am Ende waren es sechs oder so. Als die Gruppe wiederkam, die noch einen Wasserfall weitergeklettert waren hatten sie zwei Leute verloren. Sie sind nochmal in einer drei Gruppe zurück, um die zu suchen. Dabei ging eine weitere Person verloren und die anderen wurden auch nicht gefunden. Und wir warteten und warteten und haben nur besorgt auf die Uhr geguckt. Es ging langsam auf 18 Uhr zu und ab da wirds hier ganz schnell dunkel. Wir brauchten bestimmt noch ne Stunden um auf eine halbwegs befestigte Straße zurück zu kommen. Ein Teil unsere Gruppe konnte schon früher losgehen, weil Arturo, der Chef vom Hostel, eine Gruppe abholen konnte. Ich war bei der wartenden Gruppe. Es war eine echt blöde Situation. Eigentlich wollten wir niemanden einfach ungewissen Ortes zurück lassen, aber auf der anderen Seite wurde es bald dunkel und im Dunkeln hätten wir den Weg nie zurück gefunden.
Als der eigentlich Suchtrupp, mit nur noch zwei Leuten zurückkam, entschieden wir trotzdem zu gehen.
Einer unsere Gruppe mussten dann beim Wasserfall eins weiter unten feststellen, dass seine Klamotten, die er da zurückgelassen hatte weil er baden war, gestohlen worden waren. Hose, Schuhe, Socken und Unterhose waren weg. Dazu kam, dass ihm vorher beim Klettern schon die Hose gerissen war und er sich eine von jemand anderem leihen musste. Derjenige durfte dann in Boxershorts durch die Gegend laufen.
Auf dem Weg zurück haben wir dann, ein Glück, die eine verlorene Person wiedergefunden! Und wir schafften es vor der Dunkelheit auf einen Weg. Wir waren aber alle so fertig und hatten auch eine paar Leute dabei, die richtige Kreislaufprobleme hatten (wir waren echt schlecht vorbereitet: Kein Essen und viel zu wenig zu trinken. Es war auch noch sehr warm an dem Tag). Also sobald wir ein bisschen Zivilisation erreichten, baten wir eine Person der dort lebenden mit Auto, ob sie uns zurückfahren konnten und gaben ihr jeder 10 Bolivianos. Das war wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens, für diese Person. Normalerweise kostet ein Taxi in Sucre ca. 4 Bolivianos und in Monteagudo sogar nur zwei.
So kamen wir dann aber recht schnell und völlig fertig, durstig, hungrig wieder ins Hostel.
Das war ein Tag! Ein wirkliches Abenteuer, wie wir da rumgeklettert sind ohne Proviant dann auch noch Leute und Klamotten verloren haben und mit einer fremden Person vom Dorf nach Hause gefahren sind.

Am Montag ging es dann los mit den Sachen weshalb wir eigentlich nach Sucre gekommen sind: Visaverfahren und Sprachkurs.
Morgens waren wir bei Interpol und haben eine Unterschrift gesetzt- so viel zu Punkt 1. Nachmittags dann das erste Mal Sprachkurs. Ich bin im wirklichen Anfängerkurs. Wir haben die ganzen zwei Stunden nur Verben auf -ar durchkonjugiert. Das war wirklich einfach. Aber da glaubte ich noch, dass der Kurs eine gute Struktur hätte und wir bestimmt viel lernen werden.
Viel gelernt haben wir schon, aber am Ende war die Zeit doch sehr knapp und ich hätte gerne noch ein oder zwei Themen mehr behandelt. Dabei hatte ich schon drei Wochen Sprachkurs. Die Meisten hatten nur zwei Wochen. In der letzten Woche in Sucre waren wir nur zu dritt.
Vielleicht hätten wir uns die eine Stunde nur mit -ar Verben sparen können. Oder wenn wir zwei Studen nur Aufgaben gemacht haben, die wir auch hätten zuhause machen können.
Wir haben aber trotzdem immer Hausaufgaben aufbekommen. Die waren meistens ätzend. Aber naja, nur so lernt man´s. Das Problem ist, ich weiß jetzt wie ich drei verschiedene Vergagenheiten bilde, eine Zukunft, Gerundium, Subjunktiv im Präsens, Verbindungssätze mache, Fragen stelle und Verben konjugiere aber ich kann es noch nicht anwenden und ich höre es auch noch nicht unbedingt, wenn jemand mit mir spricht. Leider ist mein Wortschatz kaum gewachsen. Ich dachte sie würde uns noch mehr Vokalbelhausaufgaben geben. Die Vokalbeln fehlen mir wirklich und Konjunktiv und vielleicht noch Passiv.
In der dritten Woche, hatten wir zweimal beim dem Mann unsere Spanischlehrerin Unterricht, weil sie krank geworden war. Da haben wir das erste Mal sowas wie eine Unterhaltung geführt. Das war eigentlich echt gut. Also bis auf mein Spanisch. Das war nicht gut. Es dauert sooo lange, bis ich die richtige Form gefunden habe und dann ist meine Aussprache auch noch so grottig. Das braucht noch viiiiel Zeit. Ich hoffe und glaube aber auch von anderen Berichten her, dass es bis Ende des Jahres klappen sollte. Das Ende des Jahres ist jetzt auch nicht mehr so lange hin.

In Sucre ging es mir aber Heimweh technisch schon besser. Es war so schön mit all den anderen Freiwilligen. Es war immer jemand da, mit dem man was machen konnte. Es war so traurig, als wir uns verabschieden mussten. Normalerweise kommen wir aber einmal im Monat alle nach Sucre und können uns da wieder sehen. Aber zwei WG´s fahren nicht nach Sucre sondern nach Santa Cruz. Das heißt die sehen wir erst zum Zwischenseminar in Sucre im Januar wieder.
Trotzdem ist es bei mir immer ein ständiges Auf und Ab. Morgens ist es meistens schlechter. Da muss ich ganz viel an zuhause denken und gegen Abend, v.a. wenn wir nochmal in der Stadt waren oder so, denke ich immer wie schön es doch hier ist und ich froh bin hier zu sein. Aber zu der Zeit musste ich auch nicht arbeiten, waschen ( es gibt hier Wäschereien! Endlich wird meine Wäsche mal richtig sauber und ich hol mir keinen Krampf im Arm, weil es so anstrengend ist. Aber immer mit der Angst, dass was eingeht. Hier wird alles auf 100 Grad gewaschen), putzen, kochen und einkaufen.
Vor allem kochen. Wir werde hier vom Hostel bekocht, was echt lecker ist und hier gibt es so viel gutes Essen. In Monteagudo gibt es so wenig, oder wir haben es noch nicht entdeckt.
Gleich gegenüber von unserem Hostel gibt es eine Bäckerei, die sehr sehr leckere Sachen macht. Wir waren fast jeden Tag hier. Es gibt auch eine Pizzeria in der wir öfter waren. Hier gibt es auch wirklich in jeder Straße gefühlt hundert Essensstände und teilweise riecht es richtig lecker. Aber immer vorsichtig mit Straßenessen! Und hier gibt es Supermärkte. Das ist so toll. Einer ist sogar gleich an der nächsten Ecke beim Hostel und es gibt noch einen richtig großen. Da gibt es manchmal sogar Nutella. Aber viel zu überteuert, sogar in Euro.
Ich frage mich wirklich, warum Monteagudo keinen Supermarkt hat. Wir sind das zweitgrößte Dorf von den Freiwilligenunterkünften, hier leben 20.000 Leuten. Ein Supermarkt wäre toll! Es ist so anstrengend jede Kleinigkeit woanders kaufen zu müssen...

Es war ganz interessant sich mal mit den anderen Freiwilligen über die Arbeit auszutauschen. Den Meisten geht es ähnlich. Die Meisten fühlen sich unnütz und vor allem einige in Krankenhäusern haben wirklich garnichts zu tun. Auf den Dörfern gibt es eigentlich genug Ärzte. Nicht mal die haben viel zu tun, weil es garnicht so viele Patienten gibt. Das ist übrigens einer der Gründe, weshalb meine Zimmernachbarin Marlene demnächst nach Hause fliegen wird.
Aber auch die anderen, in den Schulen sind relativ unmotiviert. Man hat einfach nicht das Gefühl, dass man wirklich was tun kann. Wir sind alle mit dem Gedanken hergekommen irgendwas zu tun und wirklich zu helfen. Der Gedanke wurde aber eh schon beim Vorbereitugsseminar zerstört. Wir müssen es einsehen: Wir sind keine Weltveränderer und können eigentlich nur versuchen die Aufgabe zu absolvieren, die uns aufgetragen wurde: Englisch unterrichten. Die Frage ist nur wozu? Sind wir ehrlich: Die wenigsten bis keiner hier wird jemals aus Bolvien rauskommen, weil es einfach zu teuer ist. Also brauchen sie auch nie Englisch. Ausser vielleicht in touristischen Gebieten, wie z.B. auf der Isla del Sol. Natürlich fände ich es trotzdem schön, wenn sie Englisch könnten, aber hier gibt es auch garnichts wir pädagogische Methoden. Die Kinder machen kaum Hausaufgaben und wenn sie was vonn der Tafel abschreiben sollen, schreiben sie es Wort für Wort oder Buchstabe für Buchstabe ab. Die denken in der Regel garnicht darüber nach, was da steht und verstehen es demnach auch nicht. Zuhause gucken sie es sich dann wahrscheinlich auch nicht an. Das heisst, alles was man ihnen im Unterricht lehrt ist morgen vergessen. Und wenn sie dieses Jahr was lernen, ist es nächstes Jahr bestimmt auch wieder weg. Vor allem warum soll ich einer Klasse Englisch beibringen, wenn sie noch nicht mal richtig Spanisch können. Ich würde sagen das hat mehr Vorrang. Aber ich habe das Gefühl in Mathe sind sie echt fit.
Ich werde jetzt mal schauen, ob ich vielleicht doch mal ein paar pädagogische Methoden in der Schule anwenden kann, die ich selbst erfahren durfte und mir überlgen, was ich den Kindern beibringen möchte. Lehrpläne gibt´s hier auch nicht. Keine Ahnung, was ich ihnne beibringen soll und was sie bis zum Ende des Jahres können sollten. Es geht wahrscheinlich eh nur dadrum, dass sie überhaupt mal damit in Kontakt kommen. Dabei glaube ich, wäre es auch sehr wichtig ihnen etwas über den Rest der Welt zu erzählen. Europa liegt nämlich nicht in Südamerika und Deutschland ist auch kein Nachbarland von Bolivien.
Letztendlich sind wir Freiwilligen aber wahrscheinlich nicht für die anderen hier sondern für uns. Wir werden viel lernen und Erfahrungen mitnehemen. Aber was können wir geben? Ich hoffe, und habe es auch so gehört, dass man erst gegen Ende des Jahres also so Februar, März, April, Mai Resultate sieht und dann besteht vielleicht auch die Möglichkeit mit eigenen Projekten nochmal was zu reißen. Das erste halbe Jahr, ist mehr für uns. Um uns einzugewöhnen und alles kennen zu lernen.
So hat es auch eine Vorgängerin berichtet, die zufälligerweise auch in den drei Wochen in Sucre war und mal ein wichtiges Gespräch mit uns führen sollte genua wegen solcher negativer Gedanken wie im oberen Teil beschrieben. Also ich werde mir mal einen Plan überlegen und mal sehen, wie es dann in der Schule wird auch mit den Sprachkurskenntnissen.


Am Samstag war ein großes Fest in Sucre: Fiesta de Virgen de la Guadalupe
Es gab einen großen Festumzug mit ganz vielen Gruppen, die mindestens 7 Stunden lang durch die Stadt getanzt sind. Es waren wirklich sehr sehr schöne Kostüme dabei.
Einige unsere Freiwilligen haben auch mitgetanzt. Ich hatte keine Lust, aber es anzusehen war auf jeden Fall auch sehr schön.

Ich habe mir meine erstren Alpaka-Sachen gekauft die erste Woche hier. Einen Pulli, Socken, eine Hülle für meinen kindl und einen Schal. Aber ich will noch so viel mehr kaufen. Die haben so schöne Sachen da!

Die Woche drauf am Freitag hatten wir dann endlich unser Visum. Nachdem wir ein paar Tage illegal im Land waren, weil unser Touristenvisum nach 30 Tagen abgelaufen war und vorher irgendwie nichts geklappt hat. Aber jetzt ist alles gut.
Wir mussten nur noch den bolivianischen Ausweis beantragen. Das hat uns mal wieder 5 Stunden warten bei irgendeiner Behörde gekostet, aber jetzt ist alles durch.

Die letzte Woche war es dann sehr ruhig, weil kaum noch jemand da war. Marlene und ich haben tolles Restaurant entdeckt, das sehr europäisch angehaucht und touristisch war- da haben wir uns gleich wohlgefühlt! Wir waren ganze drei mal da diese Woche. Aber es war auch sehr sehr lecker da! Also fall jemand mal dahin kommen sollte: Das Metro Café direkt an der Plaza. Am besten sind die Fruchtshakes mit Kräutern. Ich hatte einen mit Erdbeer und habe mich sofort gefühlt, wie im Gartenlokal, wo ich gearbeitet habe.
Sonst haben wir noch viel mit den IJFDlern, die in dem Hostel in Sucre leben, Bohnanza gespielt. Irgendwie war ich froh, dann endlich fahren zu können, als der Sprachkurs zu Ende war. Aber andererseits müssen wir jetzt wieder das ganze Haushaltszeug machen (alleine leben und erwachsen sein stinkt) und ich bin mal gespannt wie es mit der Arbeit wird. Ich hab echt ein bisschen Phobie jetzt dahin zu gehen... Aber erstmal haben wir noch ein Wochenende in Monteagudo.

1 Kommentar:

  1. In Bolivien kannst du erste Erfahrungen sammeln, wie man die Welt verändert. Und dann im richtigen Leben anwenden. Der Link funktioniert nicht. Oder muss man sich dort anmelden ??

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